Technik, die ihre Praxis kritisch reflektiert, findet in antiken Quellen überraschend moderne Ideen. So kannte technai, eine zentrale Kategorie in der griechischen Philosophie, die Fixierung auf Mechanik und Maschine (noch) nicht. Vielmehr bezog sich der Begriff auf ein Netzwerk aus Technik und Handwerk, aus Künsten und Wissenschaften, die die Schnittstellen ihrer Metiers theoretisch wie praktisch permanent ausloteten.

Aus heutiger Sicht lässt sich die Bewältigung dieses Ideentransfers in den Vorsatz fassen, das eigene Unternehmen aus wechselnden Perspektiven in den Blick zu nehmen. Nur so kann es gelingen, eine Vielfalt von Kompetenzen in zukunftsorientierte Arbeit zu transferieren. Diesen Prozess zu gestalten, ist die Maxime unseres Handelns. Sie verlangt, über das Gegenwärtige hinauszudenken. Die weiße Kugel der Niemeyer Sphere ist ihr weithin sichtbares Zeichen. Scheinbar schwerelos trotzt sie auf einem Backsteinbau der Schwerkraft. Sie ist architektonischer Körper und Sinnbild des unendlichen kosmischen Raums zugleich. In ihr verschmelzen verschiedene Intentionen zu einem Bau, dessen Bestimmung und Wirkung begrifflich nicht zu fassen sind.

Niemeyer war überzeugt, dass gute Architektur nur aus einer Verbindung von Imagination und technischer Intelligenz hervorgehen kann. Auch wir erwägen das Mögliche vor dem Machbaren, wenn HeiterBlick über die Straßenbahn der Zukunft nachdenkt und in den Kirow-Werkhallen technische Höchststandards mit ästhetischen Ansprüchen in Einklang zu bringen sind. Kluge Ideen sind unsere wichtigste Ressource. Wir verlassen uns nicht auf Spontanität, sondern schaffen auf unserem Firmengelände Fakten, die Beziehungen stiften: Neben den Domänen unserer Techniker hat sich Halle 9 als städtischer Kunstort etabliert. Künstler sind in ein Nebengebäude eingezogen. Mitarbeiter aus der Spinnerei besuchen täglich unsere Kantine und bald werden die Bürger der Stadt abends das kulinarische Angebot im Restaurant genießen können oder in der Niemeyer-Kuppel den Tag ausklingen lassen. Präsenz und Begegnung unterschiedlicher Akteure sind die Basis unserer Strategie. Sie verwandeln den Ort in ein offenes Feld für sinnliche Erfahrungen, für geistigen Austausch und wechselseitige Inspiration, kurz: in einen Denkraum für ungewöhnliche Ideen.

Fotos:
Tillmann Franzen
Margret Hoppe & Sebastian Stumpf